Peru wird seit dem Sturz und der Verhaftung des linken Ex-Präsidenten Castillo von Unruhen erschüttert. Tausende Demonstranten fordern vehement den Rücktritt von Präsident Boluarte. Bei Auseinandersetzungen in der Hauptstadt kommt es erneut zu gewalttätigen Zusammenstößen.
Bei Protesten gegen die peruanische Regierung ist es in der Hauptstadt Lima zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Polizisten gekommen. Die Regierungsgegner warfen Steine und Böller auf die Polizisten, die Beamten feuerten Tränengas in die Menge, wie im Fernsehen zu sehen war. Laut einem Bericht des Radiosenders RPP versuchten die Demonstranten, in den Kongress einzudringen. Bei den Zusammenstößen wurden mehrere Menschen verletzt.
Im Zentrum von Lima ging ein Gebäude in Flammen auf. Mehr als 25 Feuerwehreinheiten seien im Einsatz, um ein Übergreifen des Feuers auf Nachbarhäuser zu verhindern, sagte Feuerwehrkommandant Mario Casaretto gegenüber RPP. Das Feuer sei „außer Kontrolle“, hieß es. Ob es einen Zusammenhang mit den Protesten gab, war zunächst nicht bekannt. Anwohner sagten, das Feuer sei durch von der Polizei eingesetzte Tränengasbomben verursacht worden. Das denkmalgeschützte Gebäude liegt unweit der Plaza San Martin, wo sich Tausende Demonstranten versammelt hatten.
Die Proteste richten sich gegen die Regierung von Interimspräsidentin Dina Boluarte. In einer Rede rief sie die Demonstranten zum Dialog auf und kündigte die Konsequenzen für diejenigen an, „die Chaos und Unordnung schaffen wollen“. Die Demonstranten fordern den Rücktritt des Staatsoberhauptes, die Auflösung des Kongresses und die Freilassung des inhaftierten Ex-Präsidenten Pedro Castillo. Der ehemalige Dorfschullehrer wollte einem Misstrauensvotum im Dezember zuvorkommen und löste den Kongress auf. Das Parlament enthob ihn daraufhin seines Amtes. Er wurde wegen Putschversuchs festgenommen und sitzt in Untersuchungshaft.
Unter dem Motto „Toma de Lima“ (Lima einnehmen) kamen Tausende Menschen vor allem aus dem Süden Perus nach Lima. Auch in anderen Teilen des südamerikanischen Landes kam es zu gewalttätigen Protesten. In der Stadt Arequipa starb nach Angaben der staatlichen Ombudsstelle ein Mensch, zehn weitere wurden verletzt. Seit Beginn der Proteste im Dezember sind in Peru Dutzende Menschen gestorben.