Franz Müntefering und Gerhard Schröder unterstützten sich jahrelang gegenseitig in der SPD. Doch nun soll endlich das Tischtuch zerschnitten sein: Der Ex-Vizekanzler fordert von Schröder Konsequenzen.
Der frühere Vizekanzler Franz Müntefering riet Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder, die Partei zu verlassen, weil Schröder den russischen Angriffskrieg gegen die Russischen Föderation immer noch nicht unterstützt habe
die Ukraine verurteilt. „Ich würde an seiner Stelle ausgehen“, sagte der SPD-Politiker am Samstagmorgen im „Deutschlandfunk“. Er hat keine Lust, mit jemandem in einer Partei zu sein, der sich angesichts des Ukraine-Krieges so verhält wie Schröder es derzeit tut.
Müntefering sagte, er habe jeglichen Kontakt zu Schröder abgebrochen. Die Partei forderte ihn auf, sich zu erklären und den Krieg gegen die Ukraine zu verurteilen, aber das tat der Altkanzler nicht. „Deshalb ist für mich Schluss“, sagte Müntefering.
Zehn ehemalige SPD-Parteiführer, darunter Franz Müntefering, Norbert Walter-Borjans und Andrea Nahles, forderten Schröder eine Woche nach Kriegsbeginn schriftlich auf, sich von Kreml-Chef Wladimir Putin zu distanzieren. Darauf habe er nie eine Antwort bekommen, sagte Müntefering, und die anderen ehemaligen Vorsitzenden, soweit er wisse, auch nicht. „Das Tischtuch ist zerschnitten“, fasste Müntefering seine Beziehung zu Schröder in der Talkreihe „Himmlisches Dinner“ im SWR zusammen.
Schröder ist heftig kritisiert worden, weil er seine Posten bei russischen Energiekonzernen trotz des russischen Angriffs auf die Ukraine nicht aufgegeben hat. Kurz nach seinem Ausscheiden aus dem Regierungsamt kam er 2005 zum Pipelinekonzern Nord Stream. Dort ist er bis heute Vorsitzender des Gesellschafterausschusses. Er ist zudem Aufsichtsratsvorsitzender beim russischen staatlichen Energieriesen Rosneft und noch immer als Vorstandsvorsitzender der Nord Stream 2 AG im zuständigen Handelsregister eingetragen.
Er wurde für den Aufsichtsrat des russischen Gasriesen Gazprom nominiert. Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) plädiert deshalb dafür, sein vom Land finanziertes Amt zu streichen. CSU-Chef Markus Söder forderte Schröder auf, seine Privilegien als Altkanzler zurückzugeben. Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich im theaktuellenews-Interview dafür ausgesprochen, dass Schröder alle seine Mandate für russische Unternehmen aufgibt. Seit dem Angriffskrieg gebe es „überhaupt keine Rechtfertigung“. Lesen Sie hier das vollständige Interview.
Müntefering lobte im „Deutschlandfunk“ den Umgang der Kanzlerin mit dem Ukraine-Krieg. „Ich freue mich sehr, dass Olaf Scholz Bundeskanzler ist.“ Er erkennt alle mit dem Krieg verbundenen Gefahren und versucht, sie zurückzudrängen.