Durch die Sanktionen lösen sich europäische Länder von Russland als Abnehmer für Energieexporte. Pakistan hingegen wendet sich an den Kreml. Hohe Inflation bedeutet, dass Islamabad nach billigem Öl suchen muss, das Moskau derzeit auf Lager hat.
Künftig will Pakistan ein Drittel seines Energiebedarfs mit russischem Öl decken. Das teilte der pakistanische Energieminister Musadik Malik mit. Die Lieferungen von russischem Öl zu reduzierten Preisen könnten laut Verhandlungen zwischen Moskau und Islamabad bereits im März beginnen. Malik machte keine Angaben zum Preis oder zur genauen Menge der geplanten Importe. Bisher bezieht Pakistan vor allem Öl aus den Vereinigten Arabischen Emiraten, Saudi-Arabien und Kuwait sowie verflüssigtes Erdgas aus Katar.
Irfan Schesad, Experte am Eurasia Century Institute in Islamabad, sprach von einer „Win-Win-Situation“. Gasknappheit und hohe Ölpreise haben die Inflation in dem Land mit rund 230 Millionen Einwohnern zuletzt massiv angekurbelt. Premierminister Shehbaz Sharif kündigte im vergangenen Jahr an, dass er neue Wege finden wolle, um den Energiebedarf seines Landes zu decken.
Moskau bestätigte eine grundsätzliche Einigung über Öllieferungen an Pakistan. Bis Ende März sollen die technischen Details geklärt sein, sagte Russlands Energieminister Nikolai Schulginow. Dies gilt für Versicherungs-, Zahlungs- und Transportfragen. Darüber hinaus schlug Shulginov vor, die Lieferung von verflüssigtem Erdgas (LNG) nach Pakistan ab Ende 2023 zu erörtern.
Im Dezember verhängte die EU eine Preisobergrenze für russisches Öl. Die westlichen Industrieländer, die einen Großteil der Reedereien, des Finanzmarktes und der Schiffsversicherungen kontrollieren, haben sich der Verordnung angeschlossen.
Seit Dezember verhängt die EU wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine zudem ein Importverbot für russisches Öl auf dem Seeweg. Auch Deutschland und Polen verzichten auf Öl aus der „Druschba“-Pipeline, die russische Ölfelder mit Ost- und Mitteleuropa verbindet.