Kurz vor dem Treffen der Westalliierten in Ramstein richtete der ukrainische Präsident Selenskyj deutliche Worte an die Bundesregierung. In einem Interview forderte er Berlin erneut auf, „Leopard“-Panzer zu liefern.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat das zögerliche Vorgehen Deutschlands in der Frage möglicher Kampfpanzerlieferungen an sein Land scharf kritisiert. „Ihr seid erwachsene Menschen. Ihr könnt sechs Monate so reden, aber hier sterben Menschen – jeden Tag“, sagte Selenskyj in einem ARD-Interview, das am Abend ausgestrahlt wurde. „Wenn Sie ‚Leopard‘-Panzer haben, geben Sie sie uns“, appellierte er an Berlin.
„Es ist nicht so, dass wir angreifen, falls sich jemand Sorgen macht. Diese ‚Leoparden‘ werden nicht durch Russland fahren. Wir verteidigen uns.“ Die Entscheidung für oder gegen die Lieferung von „Leopard“-Panzern sei eine politische: „Und wenn es zu einem Thema keinen politischen Willen gibt, dann muss man nicht nach Ausreden suchen. Dann sagt man: Nein! muss sagen, dass irgendetwas oder jemand noch nicht bereit ist“, sagte Selenskyj.
Gleichzeitig betonte das ukrainische Staatsoberhaupt mit Blick auf die bereits geleistete Militärhilfe: „Wir sind dankbar. Ich möchte, dass alle das hören: Wir sind Deutschland dankbar.“ In seiner abendlichen Videoansprache ergänzte Selenskyj mit Blick auf Ramstein: „Wir erwarten starke Entscheidungen.“
Die Ukraine leistet seit fast 11 Monaten Widerstand gegen Russlands Angriffskrieg und ist weitgehend von westlicher Unterstützung für militärische Ausrüstung abhängig. Am Freitag treffen sich die Westalliierten im rheinland-pfälzischen Ramstein, um über weitere Waffenlieferungen nach Kiew zu beraten – mit Spannung wird erwartet, ob die Lieferung von Kampfpanzern angekündigt wird. Großbritannien hat es bereits angekündigt, Polen und Finnland sind im europäischen Verbund dazu bereit.