SOftmals ist die Lücke zwischen Ausblick und Rückblick so eklatant wie bei der Commerzbank in diesem Halbjahr. Die Bank hat das beste zweite Quartal seit 2011: Aus einem Verlust vor einem Jahr, der vor allem durch letzte Kosten für die 2021 endlich begonnene Restrukturierung bedingt war, ist ein überraschend hoher Gewinn geworden, weil die Zinsen endlich steigen und die Erträge steigen sprudeln davon, vor allem bei der polnischen Tochter M-Bank.
Vor der Commerzbank steht allerdings das schlimmste Szenario: Gasstopp, Rezession, weitere Kreditausfälle. Und für die M-Bank im dritten Quartal ein Verlust wegen eines neuen Gesetzes, das Kreditnehmer zu Lasten der Bank begünstigt. Dem Vorstand der Commerzbank gebührt Verdienst, wie offen er die Risiken einschätzt.
In einer Rezession könnten sich die Kosten fauler Kredite inklusive bestehender Reserven in diesem Jahr auf maximal 2 Milliarden Euro belaufen. Dann würde die Commerzbank ihre selbst gesteckten Jahresziele verfehlen, vor allem einen Nettogewinn von mehr als 1 Milliarde Euro.
Aber selbst in einer Rezession würde sie 2022 wohl noch einen kleinen Gewinn abwerfen. Angesichts der Historie der Bank ist das keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Schritt nach vorn, der den Erfolg der Sanierung eindrucksvoll belegen würde.